3. Juni 2007
Im Apfelland
Willkommen im Apfelland - und nein, hier wird nichts verkauft.
Das Apfelland befindet sich hinter dem Stadel. Zum Stadel gelangt man, wenn man nach dem Maibaum links abbiegt und sich dann Richtung Birnbaum hält. Der ist so groß, daß schon Schulklassen davor stehengeblieben sind. “Das”, hört man dann die Lehrerin dozieren, “ist ein Birnbaum!” - Ausrufezeichen.
Im Apfelland steht ein ebenso großer Birnbaum, dazu mehrere Apfelbäume, ein Zwetschgenbaum und ein zweiter, kleinerer Birnbaum mit den süssesten, saftigsten Früchten, die wohl je ein Birnbaum zu produzieren instande sein wird.
Das Apfelland ist ein Ort vieler Geschichten. Hier, im Schatten des großen Birnbaums, hockt sperrig ein VW-Bus. Angeblich hat er in besseren Zeiten als Bienenhaus gedient. Mit sorglosen Händen arbeitet die Zeit daran, seine Überreste mit dem nicht minder löchrigen Kaninchenbau, der einst unter den Felgen gegraben wurde, zu vereinen. Das kann noch dauern.
Hier wurden Zelte aufgestellt, Lagerfeuer entzündet, Lieder zum Sternenhimmel gesungen; angeheiterte Teenager kotzten in die Holunderbüsche; es wurden Gedichte in die Tastatur gehackt; es wurden Früchte geerntet; es wurde nichts getan. Unmögliches erschien möglich, während das Mögliche selbst sich beschränkt gab; forderte es doch ein, sich den dem Apfelland zutiefst eigenen Abläufen ganz widerstandslos zu ergeben. Über alledem wuchs unverdrossen das Gras, wie auch das Unkraut der Gedanken.