5. August 2008
Heute mit Sofa
Wo sind hier eigentlich die Leute?
Überall! Sie lümmeln auf dem Sofa, während der Mittag sich vor lauter Hitze überschlägt.
Sie schlendern, hüpfen, tänzeln, schlurfen, radeln durch das Bild, sie führen ihre Hunde aus, sie schleppen Tüten, Rucksäcke, Sperrholzplatten, sie fahren im Kinderwagen vorbei oder im Rollstuhl, sie füllen die Straße mit Gelächter, mit exotischem Singsang, mit am Handy geführten Küchentisch-Konversationen, mit kleinen Dramen, deren Sätze im Vorbeigehen fallen wie das trockene Laub des namenlosen Straßenbaums direkt vor mir, ohne Anfang und ohne Ende.
“Was machen Sie da überhaupt?” fragt mich eine ältere Dame, die sich an der auf dem Gehweg abgestellten Vespa vorbei an mich heranpirscht. “Wir sehen Sie schon die ganze Zeit von unserem Balkon aus!”
Das ist nicht so schwer zu erklären. Der Beifahrersitz meines geparkten Autos ist mein Arbeitsplatz. Ich halte den Zeichenblock hoch. “Das ist ja die Straße”, sagt sie, “sogar mit Sofa!”
Dieses ist wenig später verschwunden. Statt dessen steht ein zerfledderter Sessel vor dem übernächsten Eingang. Auch das Fahrrad lehnt nicht mehr an der Wand. Die leeren Weinflaschen sind inzwischen umgekippt. Sie waren so oder so nicht auf der Zeichnung.
Es riecht nach Hundekacke.*
*Anm.: Als Schlußsatz völlig ausreichend!