7. November 2007
Jäger im Schnee
Der Walmart in Geneseo ist wild dekoriert mit ausgestopften Bären und Hirschen. Es ist Jagdsaison. In der Waffenabteilung wimmelt es von bärtigen, sich gewichtig gebenden älteren Herren. Die Kleiderständer quellen über von Camouflage-Kleidung, von Mützen, Jacken, Hosen, Handschuhen, Overalls, in den Regalen stapeln sich faltbare Jägerstände, Rucksäcke, Sitzkissen, alles im militärischen Farn-Unterholz-Design. Die Patronen im Sonderangebot sind fast ausverkauft.
Am frühen Vormittag hören wir Schritte vor dem Trailer und kurz darauf ein kräftiges Klopfen an der Tür. Es ist Kevin, der Jäger. Er ist der einzige, der im Hollow jagen darf, und das auch nur mit Pfeil und Bogen. Durch die geschlossene Tür hindurch berichtet er von Bärenspuren, die bis vor unseren Trailer führen. Das Bett steht direkt an der Tür, und so bleiben wir während der Unterhaltung einfach liegen. Normalerweise würde Kevin nie auch nur in Sichtweite des Trailers kommen. Aber es hatte geschneit in der Nacht, und die dünne weiße Schicht machte den Wald zu einem aufgeschlagenen Buch. Offensichtlich war er den Spuren gefolgt und wollte uns warnen.
Wir bedanken uns für die Auskunft und gähnen. Es ist sowieso viel zu früh zum Aufstehen.
Durch das große Fenster, direkt vom Bett aus, sehen wir den Jäger durch den Wald davonstapfen. Mit dem High-Tech-Bogen über der Schulter sieht er aus wie ein neuzeitlicher Soldat. Auch er ist ganz in Camouflage gekleidet. Nur die Pfeilschäfte leuchten signalrot. Er verschwindet wieder, wie kurz darauf auch der Schnee.